Browsing by Subject "Brasilien <Nordost >"
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Publication Socio-economic benefits and limitations of irrigated family farming in Brazil’s semi-arid region(2016) Hagel, Heinrich; Doluschitz, ReinerSeit jeher wird der semi-aride Nordosten Brasiliens von schwerwiegenden Dürren heimgesucht. Schriftliche Überlieferungen reichen bis in die Zeit der Kolonialisierung des Landes gegen Ende des 17. Jahrhunderts zurück. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann Brasiliens Regierung mit dem Bau größerer Reservoirs, um den Bewässerungslandbau zur Sicherung der Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung zu fördern. Erst jedoch die Errichtung zahlreicher Staudämme und Stauseen zur Elektrizitätsgewinnung seit den 1960er Jahren ermöglichte die großflächige Verbreitung der Bewässerungslandbaus, wie im Falle des Rio São Francisco, an dessen Mittellauf zahlreiche Bewässerungsgebiete etabliert wurden. Trotz einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung und beachtlichen Fortschritten in der Armutsbekämpfung leben große Teile der Landbevölkerung weiterhin in prekären Verhältnissen. Ziel dieser Dissertation war zunächst eine detaillierte Analyse der vorhandenen landwirtschaftlichen Produktionssysteme und der sozio-ökonomischen Situation der Bewässerungslandbau betreibenden Familienbetriebe entlang des Mittellaufs des Rio São Francisco. Zudem wurden die natürlichen, wirtschaftlichen und sozialen Be-schränkungen sowie die Vorzüge des Bewässerungslandbaus identifiziert. Modelle einer effizienteren Ressourcennutzung wurden erstellt und bewertet. Mit Hilfe dieser Modelle wurde schließlich der Einfluss sich verändernder Produktions- und Rahmenbedingungen auf den Bewässerungslandbau evaluiert. Als Datengrundlage dien-ten die Ergebnisse aus 60 Experteninterviews und einer Farm-Haushaltsbefragung mit 193 zufällig ausgewählten kleinbäuerlichen Familienbetrieben, ergänzt durch Sekundärdaten. Zeitreihen wurden mittels Regressionsanalyse, qualitative Daten mittels Inhaltsanalyse und die Daten der Farm-Haushaltsbefragung mittels Regressionsanalyse und Varianzanalyse ausgewertet. Einzelbetriebliche Optimierungsmodelle zu einer effizienteren Ressourcennutzung wurden mit Hilfe von linearer Programmierung optimiert. Veränderte klimatische oder infrastrukturelle Rahmenbedingungen stellten sich als große Risikofaktoren für die Produktivität des kleinbäuerlichen Bewässerungslandbaus heraus. Bereits im Untersuchungszeitraum, einer Phase mit sehr hohen Erzeugerpreisen, erzielte knapp die Hälfte der interviewten Haushalte ein landwirtschaftliches Betriebseinkommen unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns. Unzureichende Infrastruktur, mangelhafter Marktzugang, volatile und von Zwischenhändlern bestimmte Erzeugerpreise, mangelhafte Kooperation zwischen den Kleinbauern, exzessive Bewässerung und Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und schließlich man-gelhafte Erfahrung im intensiven Obst- und Gemüsebau wurden als wesentliche Be-schränkungen des kleinbäuerlichen Bewässerungslandbaus in der Studienregion identifiziert. Das Fehlen landwirtschaftlicher Beratung verschärfte viele dieser Probleme. Auf der anderen Seite waren eine geeignete Wahl der angebauten Kulturen und eine großzügigere Flächenausstattung die Hauptfaktoren für wirtschaftlichen Erfolg. Innovative, geschäftstüchtige Kleinbauern, darunter einige mit geringen verfügbaren Flächen, verdeutlichten dennoch das Potential des Bewässerungslandbaus zur Bekämpfung der ländlichen Armut in der Studienregion. Die Wiederaufnahme landwirtschaftlicher Beratung, kombiniert mit Bildungsangeboten zur Steigerung des Humankapitals insbesondere bezüglich landwirtschaftlicher Betriebslehre und Kooperati-onsformen zwischen Kleinbauern, kann wesentlich zu einer Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion und der Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung in der Studienregion beitragen. Der exzessiven Bewässerung können ein volumetrischer Wasserpreis und die Förderung effizienterer Bewässerungsmethoden entgegenwirken.