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Doctoral Thesis
2024

Digitalisierung in der kleinstrukturierten Landwirtschaft Baden-Württembergs – Einflussfaktoren und Auswirkungen auf einzelbetrieblicher Ebene

Abstract (German)

Die Digitalisierung von Arbeitstätigkeiten unterliegt nahezu in jeder Branche einem fortwährenden Prozess. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich in der Landwirtschaft, allerdings zeigen sich in der Adoption digitaler Technologien agrarstrukturelle Unterschiede: Kleinstrukturierte Betriebe nutzen verhältnismäßig weniger digitale Technologien. Bisher ist unbekannt, welche strukturellen Besonderheiten und spezifische Einflussfaktoren in der kleinstrukturierten Landwirtschaft auf die Adoption von digitalen Technologien wirken und welche technologiespezifischen sozialen (Innovations-) Folgen sich für den Betriebsalltag kleinstrukturierter Betriebe ergeben können. Gleichzeitig haben Landwirte wenig Zugang zu technologiespezifischen Informationen darüber, was die Akzeptanz ebenfalls hemmen kann. Über die Perspektive der Landwirte gibt es derzeit keine Informationen darüber, wie diese Auswirkungen einschätzen und ob sich die Einschätzung bei unterschiedlichen persönlichen und betrieblichen Merkmalen oder mehreren Technologien unterscheidet. Ferner besteht ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass sich die Kompetenzanforderungen durch die Nutzung digitaler Technologien ändern. Es ist jedoch unbekannt, welche digitalen Kompetenzen bereits bei den Landwirten existieren, wie mögliche Kompetenzdefizite wirken und welche spezifischen Angebote es im landwirtschaftlichen Wissens- und Innovationssystem (AKIS) gibt. Daher zielt die vorliegende Dissertation darauf, die folgenden Forschungsfragen am Beispiel der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Baden-Württemberg zu beantworten: (1) Welche spezifischen Einflussfaktoren für die Adoption von digitalen Technologien spielen für Betriebe in der kleinstrukturierten Landwirtschaft eine Rolle? Welche Anforderungen und Bedingungen müssen dann erfüllt sein, damit sich Betriebe in kleinen Strukturen besser digitalisieren können? (2) Welche (Innovations-)Folgen ergeben sich durch den Einsatz von digitalen Technologien für die Landwirte in ihrem Betriebsalltag und ihr betriebliches Umfeld? (3) Wie stellt sich der digitale Kompetenzstand der Landwirte in Baden-Württemberg dar? Welche neuen Anforderungen an die Kompetenzen ergeben sich durch die Einführung und Nutzung von digitalen Technologien für die Landwirte? Welche Anforderungen ergeben sich an die Information und Begleitung/Weiterbildung, um Landwirte besser unterstützen zu können? und (4) Wie gestaltet sich das AKIS im Kontext der Digitalisierung und welcher Informationsbedarf besteht seitens der Betriebsleiter hinsichtlich der Anwendung digitaler Technologien? Die Arbeit fokussiert somit die Sichtweise der Landwirte und die einzelbetriebliche Perspektive. Zur Beantwortung der obigen Forschungsfragen wird ein Mixed-Methods-Ansatz im parallelen Design verwendet. Zum einen wurden 38 Experteninterviews basierend auf einem Stakeholder-Ansatz durchgeführt und mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Zum anderen wurde 2021 eine Online-Befragung von Betriebsleitern in Baden-Württemberg durchgeführt, an welcher 302 Betriebe teilnahmen. Die Daten wurden neben der deskriptiven Analyse auch mithilfe von Verfahren zur Indexbildung und nicht-parametrischen Hypothesentests statistisch untersucht. Das AKIS sowie der Informationsbedarf der Betriebsleiter wurde beispielhaft für die Pferdewirtschaft betrachtet, welche ein Teilbereich der Landwirtschaft darstellt, der sich bisher in der Anfangsphase der Digitalisierung befindet. Hierbei wurde zur Ermittlung des AKIS eine Dokumentenanalyse durchgeführt. Gespiegelt wurde dies mit einer quantitativen Befragung zur Ermittlung des Informationsbedarfs von pferdehaltenden Betrieben in Deutschland mit Fokus auf Baden-Württemberg. Die Ergebnisse zeigen, dass es in der kleinstrukturierten Landwirtschaft spezifische Einflussfaktoren gibt. Ferner werden aus Expertensicht höhere Chancen im Vergleich mit großstrukturierten Betrieben aufgrund limitierter Kapazitäten (z. B. Arbeitskräfte) identifiziert. Gleichzeitig verschärfen sich dadurch die Risiken im Vergleich zu großen Agrarstrukturen. Die Dissertation zeigt, dass es in kleinen Agrarstrukturen spezifische technologiebezogene Anforderungen, Anforderungen ausgehend von der betrieblichen Situation sowie Rahmenanforderungen an die Nutzung von digitalen Technologien gibt. Ferner wird deutlich, dass es aus Sicht der Technikfolgenabschätzung technologiespezifische soziale Folgen unter anderem für die Arbeit und Familie sowie entsprechende Lösungsansätze für die (Familien-) Betriebe gibt. Die quantitative Ermittlung der Einschätzung der Landwirte spiegelt ein differenziertes Meinungsbild, jedoch werden insbesondere positive Folgen und Vorteile wie z. B. die Erleichterung von Arbeitstätigkeiten vorsichtiger von den befragten Landwirten als von den zuvor erwähnten Experten eingeschätzt. Ferner ergeben sich statistisch signifikante Unterschiede bei persönlichen, betrieblichen und technologiespezifischen Merkmalen in der Einschätzung der belastenden und entlastenden Wirkungen. Gleichzeitig weisen die Ergebnisse auf Einschätzungsunterschiede in der Innen- und Außenwirtschaft hin. Abschließend zeigt die Mixed-Methods Analyse auf, dass zukünftig vermehrt Fähigkeiten im Bereich der Vernetzung und Übertragung von Daten auf den betrieblichen Kontext, im umfassenden Management und der grundlegenden digitalen Kompetenz von den Landwirten benötigt werden. Die Selbsteinschätzung der digitalen Kompetenzerfahrungen aus Sicht der befragten Landwirte liegt im Fortgeschrittenen- und Profibereich, auch bei komplexeren Fähigkeiten in unterschiedlichen Kompetenzbereichen. Es gibt statistisch signifikante Unterschiede der Selbsteinschätzung des digitalen Kompetenzstandes der Landwirte bei den Variablen Alter, Ausbildung, Berufserfahrung und Technologienutzung. Aus Expertensicht besteht ein Verbesserungsbedarf des finanziellen Förderwesens, um die (fehlende) Weiterbildung hiermit zu verknüpfen und Investitionen mit gescheiterten Implementierungen zu vermeiden. Die beispielhafte Betrachtung der Pferdewirtschaft weist darauf hin, dass das AKIS vielfältige Akteure umfasst, die den Betrieben z. T. unbekannt sind. Zugleich wird die Digitalisierung wenig thematisiert. Die pferdehaltenden Betriebe haben ein unregelmäßiges Informationsverhalten und äußern Wünsche in einzelnen Technologiebereichen, was eine Grundlage für zukünftige Handlungsansätze sein kann. Anhand der Ergebnisse der vorliegenden Dissertation lassen sich Schlussfolgerungen für die Akteure, die im Implementierungsprozess digitaler Technologien aus Sicht der Landwirte teilnehmen, ziehen. Wesentliche Grundlage hierbei ist die Kooperation von Akteuren der Forschung, Politik, Industrie, Überbetriebliche Institutionen, Handel sowie Bildung und Beratung für gemeinsame Veranstaltungskonzepte zur (Weiter-) Bildung und informative/finanzielle Unterstützungsprogramme. Darüber hinaus wird deutlich, dass die digitalen Technologien und ihre Handhabung noch besser für die Nutzer weiterentwickelt werden sollten. Es besteht weiterer Forschungsbedarf, insbesondere um z. B. die qualitativen Erkenntnisse über die möglichen Einflussfaktoren im quantitativen Rahmen zu validieren. Ferner bieten sich tiefgehende, qualitative Wirkungsanalysen von digitalen Technologien anhand von Fallbeispielen an. In der Pferdewirtschaft sind weitere Analysen der Anforderungen der Betriebsleiter an das AKIS und möglicher Reaktionsspielräume aus Sicht des AKIS interessant, um die weitere Entwicklung und Adoptionsprozesse maßgeblich positiv unterstützen zu können.

Abstract (English)

The digitalisation of work activities is an ongoing process in almost every sector. A similar development can be seen in agriculture, although there are differences in the adoption of digital technologies in terms of agricultural structure: small-scale farms use relatively fewer digital technologies. It is not yet known which structural characteristics and specific influencing factors in small-scale agriculture affect the adoption of digital technologies and which technology-specific social (innovation) consequences can arise for the day-to-day work of small-scale farms. At the same time, farmers have little access to technology-specific information about it, which can also inhibit acceptance. There is currently no information about the farmers' perspective on how they assess the effects and whether the assessment differs for different personal and farm characteristics or several technologies. There is also a scientific consensus that the use of digital technologies changes skill requirements. However, it is unknown which digital competences already exist among farmers, how possible competence deficits affect them and which specific offers exist in the agricultural knowledge and innovation system (AKIS). This dissertation therefore aims to answer the following research questions using the example of small-scale agriculture in Baden-Württemberg: (1) Which specific influencing factors for the adoption of digital technologies play a role for farms in small-scale agriculture? What requirements and conditions must be met in order for farms in small structures to digitalise better? (2) What (innovation) consequences does the use of digital technologies have for farmers in their everyday work and their farm environment? (3) What is the digital competence level of farmers in Baden-Württemberg? What new skills requirements arise for farmers as a result of the introduction and use of digital technologies? What are the requirements for information and support/training in order to better support farmers? and (4) How is the AKIS structured in the context of digitalisation and what information need exists among farm managers with regard to the use of digital technologies? The work therefore focusses on the farmer's point of view and the individual farm perspective. To answer the above research questions, a mixed-methods approach is used in a parallel design. On the one hand, 38 expert interviews were conducted based on a stakeholder approach and analysed using qualitative content analysis. On the other hand, an online survey of farm managers in Baden-Württemberg was conducted in 2021, in which 302 farms participated. In addition to the descriptive analysis, the data was statistically analysed using index formation methods and non-parametric hypothesis testing. The AKIS and the information requirements of the farm managers were considered as an example for the equine husbandry, which is a sub-sector of agriculture that is still in the initial phase of digitalisation. A document analysis was carried out to determine the AKIS. This was mirrored by a quantitative survey to determine the information requirements of horse-keeping farms in Germany, focussing on Baden-Württemberg. The results show that there are specific influencing factors in small-scale agriculture. Furthermore, experts identify greater opportunities compared to large-scale farms due to limited capacities (e.g., labour). At the same time, this exacerbates the risks compared to large agricultural structures. The dissertation shows that in small agricultural structures there are specific technology-related requirements, requirements based on the operational situation and framework requirements for the use of digital technologies. Furthermore, it becomes clear that, from the perspective of technology assessment, there are technology-specific social consequences, including for work and family, as well as corresponding solutions for (family) farms. The quantitative survey of the farmers' assessment reflects a partially differentiated opinion, but positive consequences and benefits in particular, such as the facilitation of labour activities, are assessed more cautiously by the farmers surveyed than by the experts mentioned above. Furthermore, there are statistically significant differences in personal, operational and technology-specific characteristics in the assessment of burdensome and relieving effects. At the same time, the results point to differences in the assessment of animal husbandry and arable farming. In conclusion, the mixed-methods analysis shows that in future, farmers will increasingly need skills in the areas of networking and transferring data to the operational context, comprehensive management and basic digital expertise. The self-assessment of digital skills experience from the perspective of the farmers surveyed is in the advanced and professional range, in some cases with more complex skills in different areas of expertise. There are statistically significant differences in the self-assessment of farmers' digital skills in the variables of age, education, professional experience and technology use. From the experts' point of view, there is a need for improvement in the financial support system in order to link the (lack of) further training to this and avoid investments with failed implementations. The exemplary analysis of the equine husbandry indicates that the AKIS comprises a wide range of stakeholders, some of whom are unknown to the farms. At the same time, digitalisation is rarely discussed. The horse-keeping farms have an irregular information behaviour and express wishes in individual technology areas, which can be a basis for future approaches. Based on the results of this dissertation, conclusions can be drawn for the actors involved in the implementation process of digital technologies from the farmers' perspective. The essential basis for this is the cooperation of actors from research, politics, industry, inter-company institutions, trade, education and consulting for joint event concepts for (further) education and informative/financial support programmes. It is also clear that digital technologies and their handling should be further developed for users. There is a need for further research, in particular to validate the qualitative findings on the possible influencing factors in a quantitative framework, for example. In-depth, qualitative impact analyses of digital technologies based on case studies are also a good idea. In the equine husbandry, further analyses of the requirements of farm managers for the AKIS and possible scope for reaction from the perspective of the AKIS are interesting in order to be able to provide significant positive support for further development and adoption processes.

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Faculty

Faculty of Agricultural Sciences

Institute

Institute of Social Sciences in Agriculture

Examination date

2025-03-28

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Language

German

Publisher

Publisher place

Classification (DDC)

630 Agriculture

Original object

Standardized keywords (GND)

Sustainable Development Goals

BibTeX

@phdthesis{Pfaff2024, url = {https://hohpublica.uni-hohenheim.de/handle/123456789/17645}, author = {Pfaff, Sara Anna}, title = {Digitalisierung in der kleinstrukturierten Landwirtschaft Baden-Württembergs – Einflussfaktoren und Auswirkungen auf einzelbetrieblicher Ebene}, year = {2024}, }

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